Die häufigste Frage lautet: „
Wie wird das denn gemalt?“
Wer nah an ein Original herantritt, sieht eine zarte Oberflächentextur aus zahllosen feinen Strichen, keiner größer als 1-2 mm. Die Plastizität der Motive wirkt so täuschend echt, dass man bei der Berührung ein Relief erwartet. Die Gemälde sind jedoch plan.
Die Präzision der Kunstwerke verblüfft. Insbesondere je größer die Formate und je komplexer die Motive werden. Erst recht, wenn man weiß, dass sich die besondere Füllertechnik nicht korrigieren lässt. Ein falscher Strich und das Gemälde wäre ruiniert. Um in „einem Wurf“ so exakt zu arbeiten muss der Künstler nicht nur sein Handwerk beherrschen, er muss auch schon vorher genau wissen, wie das Gemälde am Ende aussehen wird.
Allgemein kennt man den Füller nur als Schreibgerät. Sicher gibt es einige Künstler, die mit dem Füller zeichnen. Aber damit zu malen, das ist schon etwas Besonderes. Mit keiner ihm damals bekannten Maltechnik gelang es dem Künstler, die komplex ineinander verwobenen, unbewussten Strukturen seiner Visionen abzubilden. Erst mit dem Patronenfüller hatte er Erfolg.
Die Motive erinnern an harmonische Gebilde aus der Natur. Die surrealen Formen sind von frappierender Dynamik und schier greifbarer Räumlichkeit. Der Künstler hat die gesehenen Welten mitten in der Bewegung portraitiert. Namen haben seine Bilder nur selten. Der Betrachter behält alle Freiheit.
Den Patronenfüller mit Acrylfarbe zu verwenden ist ungewöhnlich. Eigentlich müssten die Pigmente den Füller verstopfen. Dennoch gelingt Axel Neumann ein regelmäßiger Farbfluß. Und zum Abschluss noch eine kleine fachliche Spitzfindigkeit: Die Farben durchlaufen einen mehrstufigen Mischakt, bevor sie auf den Karton aufgebracht werden. Darum sprechen wir lieber von Malerei als von Zeichnung.
Wer die Geschichte der Füllermalerei gerne vom Künstler persönlich erfahren möchte, der kann dies in diesem Video tun. Es zeigt eine live Aufzeichnung des NDRs. Es hat zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, der Inhalt ist aber faszinierend wie eh und je. Der Film entstand im Vorfeld zur Ausstellung in der Galerie Sichtbar in Hamburg, die seine Schauspielkollegin Cosma Shiva Hagen für ihn ausgerichtet hat.