Kunst aus der Dunkelheit

Drei Wochen Dunkelheit und Stille. Diesem gewaltigen Grenz-Szenario hat sich der Künstler Axel Neumann gestellt. Zurückgeworfen auf seine pure Existenz öffneten sich in ihm Welten von übersinnlicher Schönheit und fesselnder Farbigkeit. Bis heute, fast 30 Jahre später, teilt er seine visuelle Erfahrung durch seine Malerei mit dem Publikum.

Heute sagt er: „In den drei Wochen habe ich gelernt, mir selber zuzuhören.“

Die Auswirkung der Erfahrung war enorm. Seitdem richtet er alles drauf aus, die inneren Bilder auf Papier zu bringen. Dafür hat er sich nicht nur ein neues künstlerisches Handwerk angeeignet, auch die Erarbeitung einer besonderen Maltechnik war notwendig, um die mehrdimensionale Erfahrung überhaupt abbilden zu können. Das Ergebnis war eine besondere Maltechnik mit Patronenfüller und Acrylfarbe. Mit unfassbarer Sorgfalt und Hingabe reiht er zahllose Striche, keiner größer als 1-2 mm aneinander. Er sagt: „Die Bilder drücken mich. Sie möchten zu Papier gebracht werden.“ Inzwischen hat er schon über Tausend Werke geschaffen und er ist noch lange nicht fertig mit seiner Aufgabe.
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Mein Freund Axel ist ein unfassbar begnadeter Künstler. Mich fasziniert an seiner Kunst, dass sie das Ergebnis einer Grenzerfahrung ist. Wer sich drei Wochen in Dunkelheit und Stille einschließt, der wagt einen gefährlichen Ritt auf der Rasierklinge. Axel hat viel riskiert und alles gewonnen. Jetzt sind seine Bilder da und sie sind atemberaubend.

Menschlich beeindruckt mich seine enorme Leistungsfähigkeit. Täglich bis zu 18 Stunden am Stück zu malen und das über Jahre hinweg, ist mentale Ausdauer vom Feinsten. Für mich ist Axel ein Extremkünstler, der höchsten Respekt verdient.


Joey Kelly, Extremsportler und Unternehmer, Zeitschrift “Schreibkultur”, 4/2017
Die Erfahrung hatte auch zwei neurologische Folgen: Seitdem kann Axel Neumann Farben nicht nur sehen, sondern auch hören. Und er hat ein außergewöhnliches Erinnerungsvermögen entwickelt. Bis heute hat er die enorme Anzahl von Motiven in seinem Kopf gespeichert. Er kann sie jederzeit wieder abrufen. Diese besondere Fähigkeit lässt sich jedoch nicht auf andere Aufgaben übertragen - zum großen Bedauern des Künstlers.

Heutzutage mag ein solches Experiment extrem erscheinen. In der Antike war diese Form der Innenschau oder Meditation jedoch gängige Praxis. Die Menschen taten dies, um Antworten auf wichtige Fragen des Lebens zu erhalten oder um Krankheiten zu heilen. Wissenschaftler erkennen darin ein neurologisches Modell. Menschen in veränderten Bewusstseinszuständen fangen an geometrische Formen zu sehen, die je nach kulturellem Hintergrund als Symbole verstanden werden. Oft entstehen dynamische Strudel, die die Menschen anzusaugen scheinen. Die verschiedenen Sinnesreize verschmelzen.

Auch in den Augen der israelischen Altertumsforscherin Prof. Yulia Ustinova sind die Visionen und Empfindungen, die mit dem Entzug von äußeren Reizen verbunden sind, universell. Sie sieht sie in der Kunst von Axel Neumann verkörpert. Frau Ustinova ist die Autorin des Buches „Caves and the Ancient Greek Mind. Descending Underground in the Search for Ultimate Truth“ (Oxford, 2009). Sie schreibt:

"Als ich zum ersten Mal Axel Neumanns Kunst sah und erfuhr, dass der Ursprung dieser Arbeiten in seinem dreiwöchigen Rückzug in absolute Dunkelheit liegt, war ich fassungslos. Ich bin  Altertumswissenschaftlerin und erforsche antike Religionen. Vor rund 12 Jahren begriff ich, dass antike griechische Weise, Seher und Mysten  auf ihrer Suche nach der verborgenen Wahrheit und ekstatischer Erleuchtung, ausgedehnte Isolation in Höhlen und anderen geschlossenen dunklen Räumen praktizierten. In der Antike wurde die sensorische Deprivation (Reizentzug), die an solchen Orten möglich war, als Technik genutzt, um mentale Bilder herbeizurufen."

Laden Sie hier ihren Text herunter.

Malen mit dem Patronenfüller




Die häufigste Frage lautet: „Wie wird das denn gemalt?“

Wer nah an ein Original herantritt, sieht eine zarte Oberflächentextur aus zahllosen feinen Strichen, keiner größer als 1-2 mm. Die Plastizität der Motive wirkt so täuschend echt, dass man bei der Berührung ein Relief erwartet. Die Gemälde sind jedoch plan.

Die Präzision der Kunstwerke verblüfft. Insbesondere je größer die Formate und je komplexer die Motive werden. Erst recht, wenn man weiß, dass sich die besondere Füllertechnik nicht korrigieren lässt. Ein falscher Strich und das Gemälde wäre ruiniert. Um in „einem Wurf“ so exakt zu arbeiten muss der Künstler nicht nur sein Handwerk beherrschen, er muss auch schon vorher genau wissen, wie das Gemälde am Ende aussehen wird.

Allgemein kennt man den Füller nur als Schreibgerät. Sicher gibt es einige Künstler, die mit dem Füller zeichnen. Aber damit zu malen, das ist schon etwas Besonderes. Mit keiner ihm damals bekannten Maltechnik gelang es dem Künstler, die komplex ineinander verwobenen, unbewussten Strukturen seiner Visionen abzubilden. Erst mit dem Patronenfüller hatte er Erfolg.

Die Motive erinnern an harmonische Gebilde aus der Natur. Die surrealen Formen sind von frappierender Dynamik und schier greifbarer Räumlichkeit. Der Künstler hat die gesehenen Welten mitten in der Bewegung portraitiert. Namen haben seine Bilder nur selten. Der Betrachter behält alle Freiheit.

Den Patronenfüller mit Acrylfarbe zu verwenden ist ungewöhnlich. Eigentlich müssten die Pigmente den Füller verstopfen. Dennoch gelingt Axel Neumann ein regelmäßiger Farbfluß. Und zum Abschluss noch eine kleine fachliche Spitzfindigkeit: Die Farben durchlaufen einen mehrstufigen Mischakt, bevor sie auf den Karton aufgebracht werden. Darum sprechen wir lieber von Malerei als von Zeichnung. 

Wer die Geschichte der Füllermalerei gerne vom Künstler persönlich erfahren möchte, der kann dies in diesem Video tun. Es zeigt eine live Aufzeichnung des NDRs. Es hat zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, der Inhalt ist aber faszinierend wie eh und je. Der Film entstand im Vorfeld zur Ausstellung in der Galerie Sichtbar in Hamburg, die seine Schauspielkollegin Cosma Shiva Hagen für ihn ausgerichtet hat.



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Wer malt schon mit Füller und Tinte? Da mag es den einen oder andern Zeichner geben. Die Tinte dann aber durch Acrylfarbe zu ersetzen, ist ein Geniestreich, dessen Ergebnis wir eigentlich nur bestaunen können.
So beschrieb der Journalist H.P. Lichtwald 1996 die Pionierleistung der Füllermalerei.
Axel, deine Arbeiten sind wunderschoen ... das ist Kunst die man nicht nur mit dem Auge sieht sondern mit dem Körper und in der Seele fühlt ... wenn ich hier sitze und deine Kunst auf mich wirken lasse hat diese geradezu meditative Wirkung auf mich ... I´m a fan - definitely !!!!!!! Keep up the great work.


Manoush, New York




Bin beeindruckt... geniale Bilder die in der Tat ganz viel auslösen! Deine Worte über Emotie und Philosophie treffen bei mir auch auf ganz viel Zustimmung mit leichtem Lächeln im Gesicht...


Annika




(...) Die Feinheit der Farbgedanken, das gigantische Ausmaß und die Arbeit des Meisters von über sieben Jahren lässt einem im Versuch stehen, dem Großen eine menschliche Dimension zu geben. (...) Der Betrachter empfindet in der Gestaltung Übersinnliches. Einmal die große Palette der feinen Andeutungen der Farben. Keine Gestalten, nichts Bekanntes, doch eine Kompostition in der Übersinnlichkeit. Der Betrachter erfährt, dass alles mit Füller gestaltet wurde, er sucht Striche, findet aber keine. Mit Ergriffenheit und der Überzeugung, etwas Ähnliches noch nie gesehen zu haben, bleiben wir in Hochachtung und Erinnerung an an die Arbeit Axel Neumanns.


Leserbrief "Südkurier", Heinz Hangarter




Dear Axel,
Just to say more "officially" how much I think of your art and of the motivations behind it. We need more than ever visionary artists like you. We must also dare to reclaim the beauty and power of monumental art from those who stole it from us (and so corrupted it!) in the 20th century. Wishing you all the very best!


Veronique




"... wirklich tolle Bilder die du da zeichnest, wusste ich gar nicht, kannte dich bisher nur aus den Filmen. Die Bilder haben aber etwas, sie wirken irgendwie wie ein Teil einer Geschichte. Auf jeden Fall besser als David Duchovny der sich einfach in'n Eimer Farbe setzt und seinen Hintern auf's Papier bringt. Gruß Dévin"


Devin